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Die vorweihnachtlichen Initiativen in Eppan sind viele, und der Dezember üblicherweise Hochsaison, sowohl im Hintergrund, im Büro des Tourismusvereins, als auch für die Nutznießer*innen der vielen Veranstaltungen und Aktionen: ausgiebige Nikolaus- und Krampusumzüge, Beschauliches bei der KrippenWeihnacht in St. Pauls, LichterWeihnacht in St. Michael, Wei(h)nachten in Girlan, Weihnachtsmarkt, aber auch Religiöses aus der christlichen Überlieferung wie die Lebende Krippe in der Adventszeit. Sich zurückbesinnen und Vergessenes aus der Mottenkiste der Dorfchronik herausholen, das liegt seit Jahren im Trend, so dass einiges an Veranstaltungen im Jahreslauf auch im Eppaner Raum letzthin mit Freude neu belebt wurde. Doch dann kam die Pandemie und mit ihr das Bangen um die Durchführbarkeit von Veranstaltungen. Mit dieser Erfahrung im Hinterkopf versucht der Tourismusverein Eppan mit Spitzfindigkeit und der gebotenen Vorsicht sich für den anstehenden Winter zu wappnen und das stimmungsvolle Angebot um Lichter, Handwerk und Genuss anzupassen. Ein Gespräch mit Evelyn, Falser, seiner Präsidentin.

Die Vorbereitungen haben bereits im Spätsommer begonnen. Gut Ding braucht gut Weil. Was steht für euch im Vordergrund?
Im Vordergrund steht der Wunsch, ein deutliches Zeichen zu setzen und Weihnachtsstimmung in den Ortskernen entstehen zu lassen und zu verbreiten, für die Bewohner*innen genauso wie für unsere Gäste. Der Charakter des christlichen Festes und seine Bedeutung für die Dorfgemeinschaft und das Territorium ist uns wichtig, und die Gemeindeverwaltung unterstützt uns dabei. Eppan ist mit ihren 15.000 Bewohner*innen die sechstgrößte Gemeinde Südtirols, da sind die logistischen Herausforderungen andere als in einem Bergdorf. Und dass gut Ding gut Weil bedeutet, erfahren wir in Zeiten wie diesen umso deutlicher, weil die Unsicherheit nicht nur lähmt, sondern uns organisatorisch Prügel in den Weg legt.

Was heißt das konkret?
Für uns heißt das, dass das Risiko kalkulierbar sein muss. Dass wir einen Plan B haben müssen und dass wir parallel eine Minimal- und eine Maximalvariante nicht nur andenken, sondern auch organisieren, dass wir sehr flexibel auf Änderungen reagieren müssen, auf die Covid-Lage und die gesetzlich vorgesehenen Einschränkungen. Logistisch heißt es zum Beispiel beim Weihnachtsmarkt, dass wir uns auf einen zentralen Marktplatz konzentrieren und die Stände nicht weitläufig verstreuen, dass wir Absperrungen vorsehen, mit Ein- und Ausgängen. Wenn wir die Anzahl der Menschen beschränken und deren Grünen Pass kontrollieren, gibt’s für uns einen Mehraufwand. Den wir gern in Kauf nehmen, um das Gelingen der Feierlichkeiten und den Erfolg unserer weihnachtlichen Traditionsveranstaltungen zu garantieren. Beim Weihnachtsmarkt arbeiten wir seit Jahren eng mit unserem Partner SelberGMOCHT Südtirol zusammen, der sich um die Stände kümmert und für Ursprünglichkeit und Qualität der Produkte bürgt. Unser ”LichterWeihnacht“ ist seit 2019 ein Green Event, wir legen viel Wert drauf. Aber da heißt es auch diesbezüglich viel Aufwand betreiben. Unser Bestreben ist es, kreative Lösungen für jede einzelne Aktion zu finden. Beim Nikolaus- oder Krampusumzug wird das eine andere sein als bei statischen Veranstaltungen wie der KrippenWeihnacht in St. Pauls. Die Organisationsmaschine ist seit dem Spätsommer am Laufen und der Sitzungsmarathon ebenso.

Und habt ihr aus diesem Wandel auch etwas Positives mitgenommen?
Wenn ich zurückblicke auf die Veranstaltungen im Spätsommer: Da ist viel Energie in die Entwicklung von neuen Formaten geflossen, z.B. das Picknick auf den Gaidner Wiesen ist anfangs als Notlösung entstanden, um Menschen zusammenkommen zu lassen, im Genießen von lokalen Produkten, im Freien und mit Abstand. Das Ganze war ein Riesenerfolg. Wir haben damit wohl ein Urbedürfnis befriedigt. Und wir haben verstanden, dass Menschen derzeit ”das gemeinsam Alleinsein“ suchen.

Noch so ein Widerspruch: Krampusse in der Adventzeit, das Böse im Guten.
Da steckt das Faszinosum des Schreckens dahinter … das Böse zieht einen in seinen Bann, und die Tatsache, dass die Furcht eine begrenzte ist, weil ein Mensch hinter der Fratze steckt, hinter der aufwendig geschnitzten Holzlarve mit Hörnern, dem nach Ziegenbock muffelnden Fell, das macht diese höllischen Wesen zu Helden. Auch dass Schellen und Glocken, Rute, Stock und Pferdeschweif, auch Fackeln und Rauch (fast) nur symbolische Anwendung finden, erhebt die Krampusse zu kindertauglichen Mahnern bei unartigem Benehmen: Ehrfurcht spielt eine Rolle und für Erwachsene wohl auch die Ambiguität von Gut und Böse (Nikolaus-Krampus). In unserer Gegend ist dieser Brauch eine Zeitlang in Vergessenheit geraden, aber vor ca. fünfzehn Jahren besannen sich die zwei Tuifl-Vereine (”Wild Monn Tuifl aus Girl“/Girlan und ”Schildhauser Tuifl“ in Gand) auf die alte Tradition und haben seitdem eine Lawine losgetreten. Allein bei der Ausstellung von historischen Krampusmasken vor zwei Jahren hatten wir einen regelrechten Besucheransturm. Das Wiedererstarken des Brauchtums und das Pflegen von Alltagskultur holt offensichtlich Tiefsitzendes an die Oberfläche.

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