deu

Bikeshop Engl: Das Fahrradhaus in Bozen seit über 70 Jahren 

Der Bikeshop Engl liegt in der Cavourstraße, nur wenige Minuten vom historischen Stadtzentrum entfernt. Seine Schaufenster fallen durch ihre Vielfalt an Größen und Fahrradtypen sofort ins Auge. Seit nunmehr 73 Jahren wird das Geschäft von derselben Familie geführt – und gilt als feste Größe in der Stadt. Es ist das älteste Fahrradgeschäft Südtirols. 1952 eröffnete Anton Engl, der Vater des heutigen Inhabers Ulrich, den ersten Verkaufs- und Reparaturbetrieb für Mopeds und Fahrräder. Seitdem hat sich die Welt, wie man so schön sagt, gewandelt – natürlich auch die der Räder.

Herr Engl, wie hat sich in all diesen Jahren die Branche entwickelt?

Die Veränderungen sind kontinuierlich und schnell. Im Grund gab es alle zehn Jahre wichtige Neuerungen auf dem Markt. Auch die Kunden nutzen die Räder anders als noch vor einigen Jahrzehnten. Als mein Vater in den Fünfzigerjahren das Geschäft eröffnete, waren das Fahrrad und das Moped für die allermeisten das einzige Fortbewegungsmittel, um zur Arbeit zu kommen oder sonntags einen Ausflug zu unternehmen. Sicher, schon damals gab es einige wenige, die sich ein Rennrad wünschten – und auch leisten konnten. Das Fahrrad war hauptsächlich etwas für den Alltag, auch das Auto hat das kaum geändert. Ein Wendepunkt war in den 1980ern mit den Mountainbikes für die Freizeit festzustellen, später revolutionierten die E-Bikes den Markt. Der neueste Trend sind die Gravel-Bikes – eine Art Hybrid zwischen Rennrad und Mountainbike.

Wie wirkt sich das auf den Verkehr in der Stadt aus?

In Bozen war es immer schon recht einfach, sich mit dem Fahrrad fortzubewegen. In den letzten 30 Jahren – auch dank des Ausbaus vieler Kilometer an Radwegen innerhalb des Stadtgebiets – nutzen immer mehr Menschen das Fahrrad, vor allem E-Bikes. Diese bieten auch im städtischen Gebrauch große Vorteile: Man kann längere Strecken in kürzerer Zeit zurücklegen, ohne sich zu verausgaben. Selbst im Sommer kommt man frisch zur Arbeit. Außerdem erleichtert es Familien mit kleinen Kindern den Alltag. In Bozen ist es keine Seltenheit, dass Mütter oder Väter ihre Kinder in einem kleinen, überdachten Anhänger sicher in den Kindergarten bringen. Das ist auch ein Vorteil für den Stadtverkehr. Allerdings sollte man über die Straßenverkehrsordnung Bescheid wissen und im Verkehr rücksichtsvoller sein, vor allem in Anwesenheit von Kindern. Manchmal geben Erwachsene kein gutes Vorbild.

Die Nachfrage ist gegeben?

Absolut. Die Stadt lässt sich ja gut mit dem Fahrrad erkunden. Auch Gäste, die ein paar Urlaubstage hier verbringen, mieten Fahrräder, um zwischen dem Zentrum und der Umgebung bequem unterwegs zu sein oder andere Stadtteile zu entdecken. Das ist ein Service, den wir schon seit einiger Zeit anbieten – und Jahr für Jahr wird er von Touristen immer mehr genutzt. Wir sind auch eine wichtige Anlaufstelle für Reparaturen, Zubehör und Ersatzteile. Es kommt zum Beispiel vor, dass Gäste mit ihrem eigenen Fahrrad anreisen, aber das Ladegerät oder ein wichtiges Zubehörteil vergessen haben. Ohne unsere Hilfe wäre das Rad nicht nutzbar.

Arbeit gibt es also genug ...

Wie gesagt, die Branche ist ständig im Wandel. Auch wir als Unternehmen müssen uns laufend weiterentwickeln, um mit der Zeit Schritt zu halten. Neben meiner Frau Anni und mir ist seit zehn Jahren auch unser Sohn Tobias Teil des Teams. Wir sind also bereits in der dritten Generation angekommen.

Bild: Ulrich & Tobias Engl, Courtesy Engl