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Erkundungstour durch die Stadtviertel: Don Bosco und der Semiruralipark

Ein Spaziergang durch das Bozner Stadtviertel Don Bosco kann zu einer Zeitreise werden – mit Erinnerungen an eine bewegte Epoche Ende der 1930er-Jahre. Das Viertel entstand rund um den damaligen Pontinia-Platz, heute Don Bosco. Das so genannte Semirurali-Haus in der Baristraße 11 beherbergt eine Ausstellung, die durch die Geschichte der Siedlung führt, die unter dem Faschismus entstanden ist: Zu sehen sind Fotografien, Filme, Karten und 3D-Modelle, begleitet von Alltagsgeschichten jener Zeit.

Das Viertel bestand aus rund einhundert zweigeschossigen Häusern, die jeweils vier Familien beherbergten, sie waren Reihen angeordnet und hatten kleine Gärten, die das Einkommen der Arbeiterfamilien aufbessern sollten. Die Semirurali-Häuser – was so viel bedeutet wie “halbländliche” Häuser – wurden gebaut, um die starke italienische Einwanderung aufzunehmen, die vom faschistischen Regime forciert wurde. Die Arbeiter stammten hauptsächlich aus dem Veneto und der Poebene. Sie fanden in den neuen Fabriken der jungen Bozner Industriezone Arbeit. Damit verbunden war die Italienisierung Südtirols nach dem Ersten Weltkrieg.

Das noch verbliebene Semirurali-Haus steht am Rand des Sermirurali-Parks, wo sich die Ruinen eines uralten ehemaligen Klosters befinden – Maria in der Au, erstmals erwähnt im Jahr 1166. Der gepflegte Park beherbergt ein Freilichttheater, wo im Sommer zahlreiche Open-Air-Konzerte stattfinden.

Ein Spaziergang durch das Viertel sollte auch zum "Viereck" zwischen der Mailand- der Palermo- und der Sassaristraße führen. Nach dem Abriss der Semirurali-Häuser wurden hier in den 1980er-Jahren Wohnhäuser mit höherer Dichte errichtet. Sehenswert ist hier die moderne Kunstinstallation Cubo Garutti, aus dem Jahr 2003. Ein weiterer wichtiger Halt ist das ehemalige Durchgangslager von Bozen in der Reschenstraße, das von Sommer 1944 bis Anfang Mai 1945 bestand und wo 11.000 Menschen inhaftiert waren. Für viele war es eine Zwischenstation auf dem Weg in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten, aus denen sie nie zurückkehrten sollten. Heute erinnert noch die Umfassungsmauer an dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte.

Der sogenannte "Weg der Erinnerung" beherbergt ein Freilichtmuseum, das nach jahrelanger Recherche des Historischen Archivs der Stadt Bozen die Geschichte des Lagers und seiner Häftlinge erzählt. 2019 wurde eine multimediale Installation eröffnet: Hinter Glasplatten erscheinen abwechselnd die Namen der 11.000 Deportierten.

Bild: Semiruralipark, Courtesy Gemeinde Bozen