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Ein Talkessel, der genug Sonnenstrahlen speichert. Ein mineralreicher Boden mit einem riesigen Potential, das zur Geltung gebracht werden will. Zwei autochthone Rebstöcke, die außergewöhnliche Ergebnisse im Glas produzieren. 28 Kellereien allein im Stadtgebiet und das in einem 107.000 Einwohner-Konglomerat. Eine jahrhundertealte Tradition im Keltern und Weingewinnen. Familienbetriebe und Winzer:innen, die mit Herz und großem Fachwissen die zwei Bozner Rotweine St. Magdalener und Lagrein gewinnen. Aber nicht nur: Auch in der Weinwein-, Rosé- und Sektherstellung ist die Weinstadt Bozen mittlerweile ein Herzeige-Modell, wie die verschiedenen Auszeichnungen, der Erfolg bei Vinitaly und der Verkauf beweisen. Drei Sommer-Veranstaltungen im Zeichen der Rebe, ein Themenweg und ein Wein-Tipp.

Das erste Datum im Wein-Kalender des Bozner Sommers ist Mittwoch, der 29. Juni – am Peter-und- Paul-Tag, ein wichtiger Lostag im Bauernjahr. Da geht der Wein in die Stadtviertel: Treffpunkt am Matteottiplatz beim ersten „Wine Event“ dieser Art in der Peripherie (der Matteottiplatz im Europa-Neustift-Viertel ist mit dem Stadtbus Nr. 3 erreichbar). 14 Bozner Kellereien und das St. Magdalener Schutzkonsortium präsentieren an ihren Weinständen je 2-4 Weine und feiern den lauen Sommerabend im Freien mit Popmusik, Degustationen, Häppchen an den Käse- und Brot-Ständen. Fachsimpeln ist erlaubt, die Winzer:innen freuen sich auf Fragen.

Zehn Tage später geht eine der größten und beliebtesten Wein-Kermessen Bozens über die Bühne der Bozner Lauben: Am Sonntagabend, 10. August ist es Zeit für die Lorenzinacht – Calici di Stelle. Vor 24 Jahren von einem eigenen Verein ins Leben gerufen, ist sie ein Magnet für Weinbegeisterte von nah und fern. Dann lockt das Wein-Highlight des Bozner Sommers in die Altstadt: Von 18 Uhr bis Mitternacht verkosten Besucher:nnen die besten Tropfen von 19 Bozner Privatkellereien und der Kellerei Bozen, daneben an den Genussständen auch Speck, Bergmilchkäse, Mozzarelline u.v.m. Der Start ist am Rathausplatz, die Wein-Meile durchwandert die malerischen Lauben und endet kurz vor dem Bozner Obstmarkt. Die „Böhmische“ einer der vier traditionsreichen Musikkapellen der Stadt, der Zwölfmalgreien Kapelle, spielt zum Anlass auf, weiß Hansjochen Spögler vom Organisationskomitee und Herr im Weingut Larcherhof.
Aber warum in der Nacht des heiligen Lorentius? Sie ist nämlich dafür bekannt, Sterne vom Himmel fallen zu lassen. Der Sternschnuppenregen tritt tatsächlich fast jedes Jahr auf und hat eine wissenschaftliche Erklärung: Wenn Kometenstaub mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre eintritt, verglüht er leuchtend. Die Sternschnuppen um diese Zeit stammen vom Kometen Swift-Tuttle, der auf seiner Sonnen-Bahn kleine Teilchen verliert – sein Kometenschweif. Anfang August kreuzt die Erde diesen Meteoritenschweif, und sorgt damit für das Sternenspektakel. Bozen wartet entsprechend mit einem perfekten Himmelszelt für die Weinverkostung im Freien auf. Im Mittelpunkt wieder die zwei autochthonen Bozner Rotweine St. Magdalener und Lagrein, aber auch eine Reihe von Weißweinen und Roséweinen (Lagrein-Kretzer) der klassischen Bozner Cru-Anbaugebiete.

Und als Abschluss des Wein-Sommers in der Stadt, am Freitag, 2. September, kurz vor der nächsten Weinlese, treffen sich Weinliebhaber:innen und Bozner:innen beim Magdalena Culinarium, in seiner vierten Ausgabe, am berühmtesten Weinhügel der Stadt und Herzstück der St. Magdalener Produktion. Treffpunkt ist bei der Kirche am Hügel, zum Aperitivo Lungo ab dem späten Nachittag bis ca. 23 Uhr. Die Degustations-Veranstaltung im Freien punktet mit ihrem Charme und der lockeren Atmosphäre inmitten der Weinreben, meist im Pergola-Erziehungsstil. Lichterketten in der Abenddämmerung, live-Musik und kulinarische Spezialitäten begleiten die Wein-Degustation, die sich einige junge Weinbauern der St. Magdalener-Gegend haben einfallen lassen, nach einem guten Glas Wein und einem Fachaustausch unter Kollegen. Diesen pflegen sie seit Jahren in ihrer „NextGen“-Gruppe, erzählt Hannes Spornberger vom Kandlerhof, einer der Gründungsmitglieder dieser Absplitterung des St. Magdalener Schutzkonsortiums, die damit begonnen hatte, ihr Fachwissen bei Treffen während des Weinprozesses zu teilen, mit Verkostungen vom Fass. Das Ziel? Eine enge Zusammenarbeit im Sinne der Qualität – die Idee ist aufgegangen und mit ihr auch die Freude am Organisieren und Sensibilisieren, zunehmend im Zeichen einer nachhaltigen Wende auch in der Weinherstellung, wie der junge Winzer betont.

Bis an die Grenze zum St. Magdalener-Hügel gelangt man über den neuen Themenweg „Rebe“, den das Verkehrsamt zusammen mit der Stadt Bozen im Juni eröffnet: Er startet beim Weingut Waldgries und verläuft durch private Weinberge aller Wein-Klimazonen über Justina bis unter die Ortschaft Signat am Ritten. Tafeln erläutern sowohl die Besonderheiten der Weinherstellung, ihre Tradition in dieser Gegend, als auch die verschiedenen Anbauarten und Kelterungsmethoden. Eine Aussichts-Plattform in Rebenform öffnet den Blick für den St. Magdalener Hügel im Norden und die Stadt Bozen im Süden. Die Weinstadt Bozen lässt sich so am besten erwandern und verstehen, entweder in Eigenregie oder bei Führungen auf diesem Themenweg mit Verkostungen in den verschiedenen Weingütern, die der Themenweg kreuzt. Übrigens ist eine Erweiterung der Trasse in Planung, mit Ziel auf dem St. Magdalener-Hügel.

Und zuletzt noch eine Empfehlung für einen neuen leichten Bozner Sommerwein 2022, entweder als Aperitif genossen oder als Begleitung von kalten und lauwarmen leichten Vorspeisen: Er heißt Rosa, inspiriert von seiner zartrosa Farbe, ist frisch und fruchtig, mit niedrigem Alkoholgehalt (9%) und wird in der Kellerei Bozen hergestellt, aus Reben von den Hügellagen rund um Bozen auf einer Höhe von ca. 500-600 m. Im Geschmack frisch, elegant und harmonisch, im Geruch mit zarten Aromen von Beeren, Rosenblättern und einem Hauch Mandelgebäck. Die Weinbereitung erfolgt mittels einer schonenden Pressung. Der Most wird anschließend unter kontrollierter Temperatur im Edelstahlfass vergoren und der fertige Wein teilweise entalkoholisiert. Sommelier Davide Ungaro von der Kellerei Bozen empfiehlt, ihn kalt zu servieren, idealerweise bei 6 C°. Seinen Test hat er bei der Vinitaly 2022 im vergangenen April eindeutig bestanden.

www.magdalener.com
www.kellereibozen.com