Persönlichkeit des Monats: Elena Bonaldi
31. Oktober 2025
Persönlichkeit des Monats: Elena Bonaldi
In den Stadtvierteln, hinter den Schaufenstern kleinerer Geschäfte, dort, wo man es kaum vermuten möchte, pulsiert das Leben, Tag für Tag. Hier liegt die Zukunft. Elena Bonaldi, Präsidentin des Unternehmerverbands Confesercenti Südtirol, ist überzeugt davon, dass das auch für Bozen gilt.
„Ein Geschäft ist nicht nur ein Ort, wo Waren verkauft werden, sondern auch ein sozialer Treffpunkt, der eine Gegend lebendig und sicher hält – das war schon immer so”, sagt sie. Ihre Meinung entspringt ihrer persönlichen Geschichte, sie hat mit ihren persönlichen Erfahrungen zu tun. Gemeinsam mit ihrer Schwester Silvia führt sie ein traditionsreiches Juweliergeschäft in der Dalmatienstraße, das 1959 von ihrer Mutter Rosella Bonaldi gegründet wurde. Damals war das Viertel noch im Entstehen, voller Träume, Hoffnungen und Erwartungen.
Frau Präsidentin Bonaldi, was bedeutet es heute, ein Geschäft außerhalb der Altstadt zu führen?
Zunächst einmal heißt es, sich mit einem unsichtbaren Konkurrenten auseinanderzusetzen, der global agiert, ich meine den Online-Handel. Es ist unmöglich, mit den großen digitalen Plattformen auf gleicher Ebene zu konkurrieren, ganz zu schweigen von den Ketten, die günstiger produzieren und über ein nahezu unbegrenztes Angebot verfügen. Oftmals verbinden sich diese beiden Kräfte sogar, was ihre bereits dominierende Marktposition weiter verstärkt. Was wir tun können – und müssen – ist, zu differenzieren: Wir sind natürlich im Internet präsent, um gefunden zu werden, aber vor allem setzen wir auf Kompetenz und persönliche Kundenbeziehungen.
Sie führen ein erfolgreiches, im Viertel verankertes Geschäft. Worin unterscheiden Sie sich von anderen Unternehmen, die auf eine breite Kundschaft setzen?
Der Unterschied liegt in der Kompetenz, man muss genau wissen, was der Kunde sucht, was er will, man muss sich ständig weiterbilden – und vor allem zuhören können. In großen Geschäften geht die qualifizierte Beratung oft verloren, während ein Kaufmann, eine Kauffrau, neben der Passion für den Beruf auch jahrelange Erfahrung und Kenntnisse mitbringt. Oft weiß man auch, wer genau vor einem steht, mit welchem Kunden man es zu tun hat. Hinzu kommt der unschätzbare Wert des so genannten After-Sales-Services: Jeder weiß, wo er uns findet und mit wem er reden kann, sollte was nicht passen. Ebenso wichtig ist eine ehrliche Beratung, auch wenn man dabei auf einen sofortigen Verkauf verzichten sollte. So entsteht Vertrauen – und das ist langfristig das wichtigste Kapital.
Kann man sagen, die soziale Funktion eines Geschäftes ist in Gefahr?
Ein Geschäft in einem Stadtviertel gehört fix zum Gemeinschaftsleben. Man grüßt sich täglich, bittet um Auskünfte oder kleine Gefälligkeiten; unsere Schaufenster erhellen die Straßen und machen die Viertel sicherer. Besonders für ältere Menschen sind die Kaufleute ein wichtiger Bezugspunkt. Deshalb nenne ich den lokalen Handel einen echten sozialen Ankerpunkt – und deshalb muss ihn die Politik auch gezielt unterstützen. Was uns aufzeichnet, ist ein wahres Netz. Es sind enge Nachbarschaftskontakte, die uns zur Verfügung stehen.
Welche Rolle spielt der Verband Confesercenti dabei?
Unsere Vereinigung versteht sich als Stimme der Südtiroler Unternehmen – nicht nur im Handel. Sie vertritt hunderte von Betrieben und sorgt dafür, dass der lokale Einzelhandel bei den Institutionen Gehör findet. Wir vertreten konkrete Anliegen, die nicht nur das Überleben der Betriebe, sondern auch die Lebensqualität in den Städten betreffen. Wir nehmen die einzelnen Mitglieds-Verbände sehr ernst, sie stehen schließlich in der ersten Reihe, wenn es um Beziehungen, um Menschlichkeit und gemeinschaftliche Verantwortung geht.
Wir stehen kurz vor Weihnachten, es sind intensive Wochen für den Handel – oder?
Weihnachten ist und bleibt eine besonders wichtige Zeit – aber nicht nur für den Konsum, sondern vor allem für die Gemeinschaft und für Kontakte. Gerade jetzt bietet sich die Gelegenheit, gemeinsam als Familie oder mit Freunden durch die Straßen zu bummeln, Schaufenster zu betrachten und sich zu unterhalten. Es wächst der Wunsch, Herz und Einkauf miteinander zu verbinden. Wenn es uns gelingt, dieses Gefühl weiterhin zu bedienen, werden wir auch in Zukunft eine unverzichtbare Rolle spielen.
Bild: Elena Bonaldi, Courtesy Elena Bonaldi