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Strassen mit grosser Geschichte: Bindergasse

Der wirtschaftliche Aufschwung Bozens geht auf das Mittelalter zurück, und die ältesten Gebäude der Altstadt stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Einige der repräsentativsten stehen in der Bindergasse: Sie war eine der wichtigsten Straßen der damaligen Handelsstadt.

Sie hat ihren historischen Charakter über die Jahrhunderte bewahrt, bis heute bliebt sie lebendig und einladend. Alte schmiedeeiserne Zunftzeichen hängen noch immer über den Eingängen zu Gasthöfen, Geschäften und Hotels und verraten, was dort früher zu finden war.

Die Bindergasse ist ein belebter Verbindungsweg zu den wichtigsten Plätzen der Altstadt, doch sie lebt auch für sich – mit Cafés und Restaurants, deren Außentische zu einer kurzen Pause, zu Kaffee, Mittag- oder Abendessen einladen.

Die Geschichte der Bindergasse beginnt im 15. Jahrhundert, als dort die ersten Werkstätten der Fassbinder entstanden. Gefertigt wurden in erster Linien Fässer für den Wein und Weintransport. Die Fassbinder gründeten 1423 ihre Zunft – die älteste, mächtigste und angesehenste der Stadt.

Noch heute wird zu besonderen Anlässen der traditionelle „Bindertanz“ aufgeführt, bei dem zwei Tänzer in roten Jacken und mit charakteristischen Hüten miteinander tanzen. Ein Wandgemälde mit den Porträts der Fassbinder ist noch heute an einem Gebäude der Gasse zu bewundern.

Die Bindergasse war einst der Hauptzugang zur Stadt von Norden her. In der Nähe des heutigen Naturmuseums – einem Gebäude, das 1512 von Kaiser Maximilian I. errichtet wurde – befand sich ein Stadttor. Damals war der wichtigste Handelsartikel in Bozen der Wein, der aus Weinbergen der Region stammte. Fassbinder und gut ausgebaute Verkehrswege waren daher unerlässlich.

Reisende aus dem nördlichen Europa und aus Italien machten in Bozen Halt, bevor sie weiter in Richtung Häfen, beispielsweise nach Venedig oder Genua, oder aber über die Alpen zogen. 

Wer aus dem Norden kam, erreichte zuerst den Zwölfmalgeiener Platz, die sogenannte Zollstange, wo ein Kontrollpunkt zur Überprüfung der Waren und zur Einhebung von Zöllen eingerichtet war, bevor man die heutige Andreas-Hofer-Straße entlang weiterzog.

Am Eingang zur Bindergasse – wo heute das Naturmuseum zu finden ist – war eine weitere bürokratische Hürde zu überwinden: Das Gebäude beherbergte das Maßamt der Habsburger Verwaltung. Alle Messinstrumente wie Meterstäbe zur Stoff-, Seil- oder Holzvermessung waren amtlich zu prüfen und stempeln – ohne Stempel durften sie nicht verwendet werden.

Entlang der Straße floss zudem ein Wasserlauf – der sogenannte Mühlbach –, der für die Handwerker lebenswichtig war: Er diente zum Antrieb und zur Kühlung ihrer Werkzeuge und Maschinen.

Bild: Bindergasse, Courtesy Verkehrsamt der Stadt Bozen