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Die Persönlichkeit des Monats: Roberto Iacopelli

Sein Herz schlägt für die Berge: Roberto Iacopelli, gebürtiger Bozner und internationaler Bergführer, liebt sie seit seiner frühesten Jugend. Er erschließt neue Routen, speziell in den Dolomiten, wagt Solo-Besteigungen zu allen Jahreszeiten und veröffentlicht erfolgreiche Kletterführer.

Die Natur, die Bergwelt rund um Bozen ist einzigartig, immer mehr Gäste entdecken den Reiz der Gipfel. Was bewegt die Menschen dazu, hierher zu kommen?

„Meiner Meinung nach gibt es zwei wesentliche Punkte, die diesen Boom in den letzten Jahren verursacht haben. Der erste hat mit der Pandemie zu tun, die Gottlob hinter uns liegt, ich spreche von einem Post-Covid-Effekt. Nach der Pandemie gab es einen deutlichen Schub, alle Outdoor-Aktivitäten stärker zu genießen, es ist, als hätten die Menschen den Reiz wiederentdeckt, in der Natur zu sein, sei es beim Sport oder anderen Aktivitäten im Freien. Der zweite Grund ist ein echter sozialer Wandel, der sich vollzieht. Die Menschen, die die Berge besuchen oder besuchen wollen, haben sich geändert. Die Berge sind für sie, insbesondere für jüngere Gäste, zu einem sehr attraktiven Ort geworden, weil man dort an der frischen Luft viel unternehmen kann, vor allem, um körperlich und geistig fit zu bleiben."

Haben Sie neben diesen Punkten noch andere signifikante Äderungen festgestellt?

„Tatsächlich hat sich das Verhältnis zum Berg stark verändert. Früher war der Wanderer bewusster bezüglich der Umgebung, die er vorfinden würde; es gab mehr Respekt vor der alpinen Natur, die noch als unberechenbar, als geradezu wild galt. Heute sind die Berge zugänglicher geworden, aber nicht jeder zieht die richtigen Schlüsse daraus. Das wissen auch die Hüttenwirte, Ärzte und Bergretter, die manchmal mit geradezu tragikomischen Situationen zurechtkommen müssen. Um einer Fehlentwicklung entgegenzutreten und, sollte die Bergrettung als öffentliche Dienstleistung anerkannt werden, so dass bei trivialen, selber verschuldeten Fällen die Einsätze verrechnet und bestraft werden können – ähnlich wie bei Strafzetteln. Das könnte vielleicht die Einsätze begrenzen, die vermeidbar wären und die wichtige Rettungseinsätze erschweren.“

Sollte man also den Zustrom ins Hochgebirge irgendwie begrenzen?

„Die Umwelt steht zweifellos unter Druck, aber es ist schwer, den Zugang zu kontingentieren – Obergrenzen oder gar Schließungen wie beispielsweise in Venedig oder in Museen sind in den Bergen nicht realistisch. Die Berge sind von Natur aus ein offener Raum, der für viele Menschen zugänglich sein soll. Es kann aber noch viel in der Prävention und Information über die Wege getan werden, da ist noch Luft nach oben gegeben. Leider, glaube ich, spielen früher oder später wirtschaftliche Gründe eine Rolle, die sich auf den Zustrom auswirken. Wenn die Nachfrage hoch ist, steigen auch die Preise – neben den Übernachtungen sind bereits die Kosten für Gastronomie und Seilbahnen gestiegen. Dieser Trend wird sich fortsetzen, weil seit einigen Jahren viele wohlhabende internationale Touristen unser Land besuchen, vor allem, um die Dolomiten zu sehen. Außerdem könnte uns eine Welle chinesischer Touristen oder von Arabern oder Indern, wenn auch in geringerem Maße, treffen, was zu steigenden Preisen führen dürfte.“

Gibt es noch Berge, die familienfreundlich und weniger teuer sind?

„Natürlich, man muss sie kennen und wiederentdecken. Der Tourist möchte natürlich die ikonischen Orte besuchen, Orte, die millionenfach fotografiert werden und die er in Reisemagazinen sieht. Aber gerade aufgrund ihrer geografischen Lage bewahren die Alpen, insbesondere unser Gebiet, das ja größtenteils aus Mittel- und Hochgebirge besteht, noch viele wunderschöne Routen fernab der Haupttouristenwege. Sie sind für all jene, die sie zu schätzen wissen, genauso schön.“

Bild: Roberto