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Die Boznerin Elisabeth Tocca hat bereits mit 22 Jahren ihre ”Lizenz als Reiseleiterin und Fremdenführerin“ erworben, nach einem einjährigen Lehrgang samt Staatsprüfung. Als Unistudentin war der Einstieg ins Metier für sie eine willkommene Einkommensquelle, noch dazu, da sie neben den Elternsprachen Italienisch väterlicherseits und Ladinisch mütterlicherseits perfekte Deutschkenntnisse und gute Englisch- und Französischkenntnisse aufzutischen hatte und darum als Stadtführerin viel unterwegs war.

Welchen Wandel hast du im Lauf der Jahre beobachtet?
Heute gehört Bozen zu den gefragtesten Nebenschauplätzen unter den Hotspots Italiens, ist sogar eine der Top 10 der Monocle‘s Small Cities Reiseempfehlungen. Und so kommen internationale Gäste, die Mailand, Rom, Florenz und Venedig bereits gesehen haben und nun Bozen als Tor zu den Dolomiten, vielleicht auch noch den Ötzi gesehen haben wollen, bevor sie wieder nach Hause fahren. Heute sucht man in Bozen das übersichtliche Urbane, Shoppingmöglichkeiten, gutes Essen und Trinken. Auch schätzt man die Tatsache, dass man in nur zehn Minuten auf über 1.000 m sein kann und von oben die Aussicht auf die Stadt und auf die schönsten Berge der Welt genießen kann.

Stadtführungen sind aber genauso gefragt wie früher?
Eindeutig ja. Auch weil die meisten Menschen Tipps zu Stadtentdeckungen nicht nur aus Büchern oder aus dem Internet beziehen wollen. Viele suchen die Begegnung, das Authentische, das Gespräch mit Einheimischen und sei es nur mit der Stadt-Guide, wenn der Stadtbesuch notgedrungen sehr kurz ist.

Welche sind die häufigsten Bemerkungen, die du als Stadt-Guide hörst?
Die Stadt ist so sauber! Wie schön das viele Grün und die Ruhe in der Stadt! Unsere Gäste wollen wissen, wie die Autonomie unseren Alltag prägt, was die zweisprachigen Straßenschilder sollen, wie das mit der Mehrsprachigkeit funktioniert, in welcher Sprache wir denken, fühlen, träumen. Sie fragen nach dem Ladinischen, das gar manche mit dem Lateinischen verwechseln.

Und welche Orte in Bozen vermittelst du am liebsten?
Was ich in Bozen einzigartig finde sind die Kontraste: der mittelalterliche Stadtkern und ihm gegenüber auf der anderen Talferseite der Rationalismus der ”neuen“ Stadt. Da empfehle ich auch den Besuch des Dokumentationszentrums im Siegesdenkmal, um das 20. Jahrhundert hierzulande zu verstehen. Wer für sakrale Kunst empfänglich ist, dem zeige ich am liebsten die Dominikanerkirche mit der Johanneskapelle und den beeindruckenden Fresken des 14. und 15. Jahrhunderts, aber auch den Kreuzgang im Franziskanerkloster. Fotografie-Liebhaber schicke ich auf den Mazziniplatz, um das Abendrot des Rosengartens zu erhaschen und beim ”Avalon“ eines der besten Eis zu schlecken.

Stadtführungen
Von April bis Ende Oktober ist der Kalender der begleiteten Besichtigungen und Touren besonders dicht. Hier finden Sie das Wochenprogramm.