Die Persönlichkeit des Monats: Giorgio Gajer

Die Persönlichkeit des Monats: Giorgio Gajer
Vorsicht in den Bergen! Der Sommer lädt Tausende dazu ein, die Natur zu entdecken – vorwiegend im kühleren Mittel- und Hochgebirge. Natürlich gilt das auch für Gäste, die einige Urlaubstage in Bozen verbringen. Frische Bergluft tut Körper und Seele gut. Wer anspruchsvollere Touren vorhat , sollte allerdings einige Vorsichtsmaßnahmen beachten.
Wir haben Giorgio Gajer, einem leidenschaftlichen Bergfreund, um Tipps und Ratschläge gebeten; 30 Jahre lang gehörte Geier zum Vorstand des CNSAS, des Nationalen Berg- und Höhlenrettungsdienstes in Südtirol, neun Jahre war er sogar dessen Präsident.
“Im Sommer werden unsere geliebten Berge, die höheren und hohen Regionen also, von ungezählten Touristen besucht, die sich auf zumeist gut angelegte Wege begeben – oft allerdings mit unzureichender Ausrüstung, mangelnder Vorbereitung und ohne Planung des Ausflugs. Banale Risiken werden häufig unterschätzt. Ein klassisches Beispiel im Sommer sind Erschöpfung und Hitzschlag – bedingt durch falsche Kleidung und fehlende Wasservorräte. Ich möchte besonders betonen, wie wichtig es ist, im Sommer früh am Morgen aufzubrechen, um die heißesten Stunden des Tages zu vermeiden. Denn die Sonne ist in der Höhe besonders intensiv. Ebenso wichtig ist es, die Rückkehrzeiten genau einzuplanen.“
Was ist mit Schuhen und Kleidung?
Die Kleidung sollte bequem und atmungsaktiv sein. Neben einer warmen Jacke empfehle ich, einen Regenschutz und trockene Unterwäsche einzupacken, auch wenn technische Kleidung in der Regel aus wasserabweisenden Fasern besteht.
Ein eigenes Kapitel sind die Schuhe: Wer hat nicht schon Wanderer in Sandalen oder Flip-Flops auf schwierigen Bergpfaden gesehen? Schuhe sind von grundlegender Bedeutung. Sie müssen von guter Qualität sein, über eine geeignete Sohle verfügen und den Knöchel stützen.
Gutes Schuhwerk garantiert nicht nur angenehmes Gehen, sondern vor allem Halt und Trittsicherheit – was nicht selten entscheidend dafür ist, ob man sicher nach Hause kommt oder stürzt. Viele Unfälle enden tragisch. Das wäre vermeidbar.
Sie wissen aus Erfahrung, was wichtig ist. Wie könnte man die Sicherheit in den Bergen erhöhen?
Aus Sicht der Rettungskräfte ist die Ortskenntnis ein Sicherheitsfaktor. Man muss wissen, wo man sich befindet und wie der Ort heißt. Es gilt, die Ortsnamen zu verwenden, die allgemein gebräuchlich und verständlich sind. Unsinnige Übersetzungen bringen uns nicht weiter. Ein weiterer Punkt ist der Umgang mit dem Smartphone. Es kann im Notfall ein sehr hilfreiches Werkzeug sein – aber nur, wenn es betriebsbereit ist. Ein einfacher Tipp: Deaktivieren Sie Bluetooth, da es den Akku schneller entlädt. Es ist außerdem ratsam, eine Powerbank mitzunehmen. Und schließlich empfehle ich die App GeoResQ. Es ist ein kostenloser Dienst für Mitglieder des CAI. Über die Standort-Funktion können geografische Koordinaten übermittelt und direkt ein Notruf abgesetzt werden. Solche Informationen sind im Ernstfall für die Rettungskräfte entscheidend.
In wenigen Worten, was ist zu tun?
Die Berge gehören allen. Man kann sie genießen, wenn man jede seine Tour gut plant und sich vorher über die Wetterbedingungen und die gewählte Route informiert. Man sollte sich dabei nicht auf irgendwelche Internetforen verlassen, sondern Menschen zu Rat ziehen, die das Gebiet gut kennen. Die Alpin- und Bergführer kennen sich bestens aus. Wichtig ist auch eine passende Ausrüstung – und nicht zuletzt die Einsicht, dass es manchmal besser ist, auf eine Tour zu verzichten. Null Risiko gibt es in den Bergen nicht.
Bild: Courtesy Thomas Rötting